Meine Mutter-Kind-Kuren in der Rehaklinik Saarwald

Mein Name ist Petra Keller, ich bin 59 Jahre alt und komme bereits zum 10. Mal in der Rehaklinik Saarwald in Nohfelden.

Ich habe zwei Söhne, die mittlerweile 22 und 19 Jahre alt sind.

Der Jüngere der beiden ist mit einer Behinderung geboren worden.

Wir waren in den Jahren 2009 bis 2017 sechs mal zu dritt in der Klinik, 2018, 2019 sowie 2024 und 2025 bin ich nur mit meinem jüngeren Sohn gekommen.

 

Wie haben Sie von der Rehaklinik Saarwald erfahren? Waren die Informationen vorab für Sie ausreichend? Welche weitere Unterstützung hätten Sie sich ggf. noch gewünscht?

2009 war der Gesundheitszustand meines Sohnes sehr schlecht, und die Belastung einer 24 Stunden-Betreuung zehrte stark an meinen Kräften. Aber ich dachte, ich bekomme das alles irgendwie gemeistert, merkte aber nicht, dass ich nur noch funktionierte. Meine damalige Betreuerin kannte die Einrichtung Saarwald und stellte bei meiner Krankenkasse einen Antrag. 

Ich hatte noch nie von Mutter-Kind-Kliniken gehört. Drei Wochen weg von zu Hause? Das erschien mir viel zu lange. Was sollte ich dort überhaupt machen? Mein Sohn war noch nie von mir getrennt gewesen!? Und was würde mit seinem großen Bruder geschehen? Würde es ihm dort gut gehen?

"Viele Fragen kamen auf, aber ich spürte: Ich brauche Hilfe, um meinem Sohn helfen zu können – ich brauchte diese Auszeit – und mein Sohn brauchte Hilfe, um seine Entwicklung zu unterstützen."

Es blieb mir kaum Zeit mich auf den Aufenthalt vorzubereiten, deshalb ließ ich alles auf mich zukommen. Das Programm war anstrengend, vor allem wegen den Epilepsie- Anfällen meines Sohnes, was immer wieder unsere Aufmerksamkeit erforderte. Doch nach dem ersten Aufenthalt war ich überzeugt, dass diese Zeit nicht nur meinem Sohn, sondern auch mir sehr geholfen hat– und stellte in den Folgejahren regelmäßig Anträge auf Aufnahme in diese Klinik.

Die Genehmigung wurde zunehmend schwieriger. Behörden und Kasse machten es uns nicht einfach – aber letztlich komme ich nun schon seit vielen Jahren regelmäßig hier hin. Die Unterstützung durch das Sekretariat der Klinik war dabei sehr wichtig. In der Schule meines Sohnes bekomme ich nach den Ferien auch immer wieder die Rückmeldung, dass er über die Sommermonate Fortschritte gemacht hat – das ist sicherlich ein Ergebnis unserer Zeit zusammen in der Klinik, und der wiederaufgeladenen Akkus bei mir, die es mir erlauben, mich noch intensiver um meinen Sohn zu kümmern. 

 

Hat sich Ihr Gesundheitszustand verbessert? Wie der Aufenthalt Ihnen und Ihrer Familie geholfen?

Ja – mein Gesundheitszustand hat sich verbessert, weil ich durch die Aufenthalte meine innere Haltung verändert habe.

"Das Entscheidende: Man muss das, was man während des Aufenthaltes lernt, auch in den Alltag übertragen. Sonst stellt sich kein nachhaltiger Effekt ein."

Für mich waren die Gespräche mit anderen Müttern besonders hilfreich und heilsam – wie eine Therapie. Man kann sich öffnen, weinen, lachen, sich gegenseitig stärken. Das Gefühl, nicht allein zu sein, tut unendlich gut. Und gleichzeitig zu wissen, dass sein Kind in guten Händen ist, erlaubt es sich ein wenig zu erholen.

Auch der große Bruder hat die Aufenthalte in Nohfelden geliebt. Er fand Freunde und bemerkte, dass es auch andere Kinder und Jugendliche gibt, die Geschwister haben mit einer Beeinträchtigung. Er entwickelte sich zu einem verantwortungsvollen Bruder, der sich vor allem für weniger starke Menschen einsetzt.

Ich denke nicht, dass er diese schwierige Zeit ohne diese Aufenthalte, so gut geschafft hätte. Vor allem hat Nohfelden zu dieser positiven Entwicklung beigetragen.

 

Was haben Sie mitgenommen für Ihren Alltag? Was hat Ihnen im Nachhinein betrachtet am meisten geholfen?

Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, Hilfe anzunehmen – und mich selbst an erste Stelle zu setzen. Ich habe wieder mit Sport angefangen, achte auf mich. Ich weiß, dass ich meine Auszeiten brauche, und dass ich Hilfe zulassen darf. Ich bin die erste Betreuung für mein krankes Kind – keine Krankenkasse, keine Einrichtung übernimmt diese Aufgabe. Wenn ich nicht mehr kann, dann schadet das zuerst mal meinem Sohn, und dem muss ich entgegenwirken. 

Ich habe auch akzeptiert, dass unser Sohn eines Tages - wenn wir als Eltern nicht mehr für ihn da sind - vielleicht in einer spezialisierten Einrichtung leben soll – das war zunächst schwer. Heute bereiten wir ihn Stück für Stück darauf vor. 

 

Was hat Ihnen besonders in und um die Rehaklinik Saarwald gefallen? Haben Sie vielleicht sogar einen Geheimtipp für neue Patientinnen oder Patienten?

Die Umgebung ist herrlich – Natur, der See, der Wald. Man kann zur Ruhe kommen, sich zentrieren. Der weiche Boden ist ideal für Spaziergänge, auch mit Einschränkungen. Die Nähe zu meinem Zuhause ist praktisch.

"Ein persönlicher Geheimtipp: Einmal ganz um den Bostalsee gehen – allein, in Ruhe. Das Wasser, das Grün, die Stille – das bringt Klarheit im Kopf."

Früher gab es mehr abendliche Gespräche im Pavillon – das fehlt mir heute. Diese Treffen waren und sind für mich sehr wertvoll.

 

Was kann die Rehaklinik Saarwald aus Ihrer Sicht vielleicht noch besser machen?

Mehr Freiraum im Programm: Viele Mütter sind gestresst vom durchgetakteten Ablauf. Eine aktiv kommunizierte Botschaft wie „Du darfst dich auch mal rausnehmen“ wäre hilfreich.

Außerdem wünsche ich mir strukturierte Gesprächsrunden für Mütter unter Moderation einer Fachbegleitung – um frühzeitig Schwierigkeiten ansprechen zu können, sie ggf. während des Klinik-Aufenthaltes auszutesten und diese dann mit Hilfe dieser Fachbegleitung nachhaltig in den Alltag umzusetzen. Diese Gespräche sollten einen höheren Stellenwert erhalten und im Gleichgewicht mit den Sportangeboten stehen.

Das Thema Inklusion ist mir wichtig: Familien mit schwer beeinträchtigten Kindern sollten sich nicht ausgeschlossen fühlen – sie sollten sogar ein wichtiges Zielpublikum für diese Einrichtung sein. Deren Präsenz und der Austausch mit ihnen hilft es die Alltagsprobleme manchmal etwas zu relativieren. Es steht mir nicht zu, den Gesundheitszustand einiger Personen, die hier einen Aufenthalt bewilligt bekommen haben, zu bewerten, jedoch wirken einige Familien wie im „Urlaubsmodus“ – das ist nicht der Sinn einer Reha. Ich finde, man sollte stärker auf die Bedürftigkeit achten und ein gesundes Gleichgewicht von Bedürftigen Personen einstellen.

In der Küche wären kleine liebevolle Extras schön: ein frischer Obstsalat, ein Pfannkuchen mit Nutella, was es früher zum Dessert regelmäßig gab.

Was das Kinderhaus betrifft, finde ich es sehr gut, dass der Spielplatz seinen Standort gewechselt hat - vor allem für die Kleinen. 

Dieses Jahr hatten wir im Kinderhaus eine junge Fachkraft aus dem Pflegebereich die uns sehr gute Tipps geben konnte bezüglich Hilfsmaterial. Das ist erfrischend und bereichernd. 

Vor allem für Kinder mit einer körperlichen Beeinträchtigung wäre es wünschenswert, wenn man ab- und zu spezifische Aktivitäten und Betreuung anbieten würde, z.B. einfach mal ein Spaziergang durch den Wald, einfach mal aus der Gruppe raus und eine 1zu1 Betreuung für ein paar Stunden anbieten.

 

Würden Sie die Rehaklinik Saarwald weiterempfehlen oder haben Sie das schon getan?

"Ich würde die Klinik unbedingt weiterempfehlen! Vor allem Kindern die Entwicklungsstörungen oder eine Behinderung aufweisen und deren Eltern."

 

Was würden Sie den Eltern empfehlen, die mit dem Gedanken spielen, auch eine Kur oder Reha zu machen?

Nehmt euch diese Auszeit – ihr braucht sie! Wartet nicht, bis ihr völlig erschöpft seid. Wenn ihr Unterstützung bekommt: Nehmt sie an. Es ist keine Schwäche, sondern ein mutiger Schritt.

Versucht, die Erfahrungen und Erkenntnisse in den Alltag mitzunehmen. Und vor allem: Habt kein schlechtes Gewissen.